Was ist „Hate Speech“?

Beleidigungen, Diskriminierungen, Hetze und Aufrufe zu Hass und Gewalt gegen Menschen: Die Formen von „Hate Speech“, also Hassrede im Netz, können vielfältig sein. Eine eindeutige Definition gibt es dafür noch nicht. Oft sind es jedoch rassistische, antisemitische oder sexistische Äußerungen, die „sowohl strafbare als auch nicht strafbare Ausdrucksweisen“ einschließen.

Hate Speech fängt aber genau genommen schon bei Vorurteilen gegenüber Kulturen und sozialen Gruppen an. Hassrede ist dabei kein reines Netzphänomen, sondern reproduziert Macht- und Diskriminierungsstrukturen aus der Offline-Welt.

Welche Folgen hat Hass im Netz für die Gesellschaft?

Klar ist, dass damit die Spannungen auch in der digitalen Welt zunehmen und so der Zusammenhalt in Staat und Gesellschaft gefährdet wird. „Hass im Netz schüchtert ein, schürt Angst und bedroht die Meinungsvielfalt im Netz. Doch wenn die Grenzen des Sagbaren von Trollen und Hatern bestimmt werden, bricht der öffentliche Diskurs als Grundlage der Demokratie zusammen“, heißt es im Bundesländer-Ranking des Vereins Campact, der für seine politischen Online-Kampagnen bekannt ist.

In der ersten bundesweiten Vergleichsstudie wurde festgehalten, was die einzelnen Länder tatsächlich für die Bekämpfung von Hate Speech im Internet tun. Das Ergebnis lautet: „Insgesamt scheinen die Länder Hate Speech und die davon ausgehenden Gefahren immer noch zu unterschätzen, denn ein großer Teil der Vergehen wird von den Behörden gar nicht erfasst. In den meisten Ländern fehlen noch immer dauerhafte Ermittlungsgruppen, spezialisierte Staatsanwaltschaften und Sonderdezernate zur Ermittlung von Hass im Netz. Auch fehlt es vielfach an Möglichkeiten, Online-Bedrohungen auch online unkompliziert und anonym zu melden oder zur Anzeige zu bringen.“

Was bedeutet das für Betroffene von Hate Speech?

Für Einzelne ist Hass im Netz eine Form psychischer Gewalt, die unter anderem zu Depressionen oder Schlafstörungen führen kann. Mittlerweile werden auch immer häufiger Suizide mit Hate Speech in Verbindung gebracht. Darum wachsen die Forderungen nach entsprechenden Beratungsstellen, die Betroffenen eine professionelle Begleitung bei Fällen von Hassrede bieten.

Wie groß ist das Problem bereits?

Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage der Forschungsgruppe g/d/p aus dem Jahr 2020 zeigte auf, dass 18% aller Befragten schon einmal selbst von Hassreden im Internet betroffen waren. Auffällig dabei ist, wie der Anteil der Betroffenen zunimmt, je jünger die Befragten sind. Insbesondere Menschen zwischen 18 und 24 haben solche Erfahrungen bereits machen müssen.

Laut der Befragten schränkt zunehmende Aggressivität im Netz Nutzer:innen zunehmend ein. Quelle: g/d/p

Geht es um die Wahrnehmung von Aggressivität im Internet, sagen 79% der befragten Personen, dass Kommentare im Netz in den letzten fünf Jahren aggressiver geworden sind. Aus Sorge vor Hassreden wird deshalb in eigenen Beiträgen zunehmend vorsichtiger formuliert oder gleich gänzlich darauf verzichtet, sich selbst online zu äußern.

Welche Initiativen engagieren sich?

Mittlerweile haben sich einige Bewegungen, Stiftungen und andere Einrichtungen auf die Fahnen geschrieben gegen Hetze im Internet vorzugehen. Eine Auswahl finden Sie hier:

  • Info- und Themenseiten gibt es bei klicksafe und Schau hin.
  • Übersichten mit Suchfunktionen (zum Beispiel sortiert nach Kategorien und Themen) findet man beispielsweise unter Das Nettz.
  • Von Neue deutsche Medienmacher wurde die No Hate Speech Movement Deutschland ins Leben gerufen. Dort findet man umfassende Tipps zur Vorsorge, schnelle Hilfe, um auf Hate Speech zu reagieren, und Nachsorge-Ratschläge.
  • Auch Unternehmen wie unter anderem die Telekom positionieren sich klar.

Was kann ich tun, wenn mir Hate Speech begegnet?

Strafrechtlich relevante Inhalte sollten sofort gemeldet werden. In den meisten sozialen Netzwerken gibt es dafür bei jedem Beitrag unter den Beitragsoptionen (die drei Punkte auf der rechten Seite oberhalb jedes Posts) einen entsprechenden Eintrag. Seitenbetreiber:innen, die solche Kommentare öffentlich auf ihrem Webangebot stehen haben, empfiehlt es sich ebenfalls zu informieren.

Wie man auf bestimmte Formen von Hassrede reagiert, hat die No Hate Speech Movement zusammengefasst. Unter dem Punkt „Rechtsextreme Hate Speech“ wird beispielsweise erklärt: „So versuchen rechte Gruppen unter dem Deckmantel anderer Themen, rassistische Thesen zu verbreiten. Wer hier seine:n Gesprächspartner:in nicht auf die Themenvermischung aufmerksam macht, riskiert, dass seine ‚stille Post‘ als Zustimmung verstanden wird.“

Mit dem DsiN-Digitalführerschein (DiFü) lernen, wie man sich und andere vor Belästigungen und Fake News schützen kann.