Sind Videospiele gut oder schlecht für die Entwicklung eines Kindes? Ab welchem Alter sollten Kinder mit Gaming anfangen? Diese Fragen stellen sich viele Eltern und Erziehungsberechtigte – und sie kommen oft zu dem Ergebnis, dass es am besten ist, ihre Kinder so spät und so selten wie möglich vor den Bildschirm zu setzen.

Falsch ist diese Haltung nicht – eine Untersuchung unter mehr als 9000 Schulkindern in den USA hat nun aber ergeben, dass zumindest das Spielen von Videospielen einen positiven Effekt auf die geistige Entwicklung von Kindern haben kann. Kurz gesagt: Gaming kann Kinder intelligenter machen.

Täglich vier Stunden Bildschirmzeit

Die Kinder, die an der Untersuchung teilnahmen, von der unter anderem Heise berichtet, waren zum Zeitpunkt der ersten psychologischen Tests im Rahmen der Studie neun oder zehn Jahre alt. Die Forscher des schwedischen Karolinska Institutet ermittelten die kognitiven Fähigkeiten der jungen Probanden. Außerdem hielten sie fest, wie oft und wie lange die Kinder vor Bildschirmen verbringen und was sie in der Zeit machen. Die durchschnittliche Bildschirmzeit lag bei insgesamt vier Stunden pro Tag – zweieinhalb davon fürs Fernsehen, eine halbe Stunde für soziale Netzwerke und eine Stunde fürs Gaming.

Zwei Jahre später absolvierten 5000 der teilnehmenden Kinder erneut einen Test. Das Ergebnis dieses Vergleichs: Bei den Kindern, die häufiger als der Durchschnitt Zeit mit Videospielen verbrachten, sei der IQ um 2,5 Punkte mehr gestiegen als bei den Kindern, die häufiger ferngesehen oder sich in sozialen Netzwerken aufgehalten hatten.  

Gesundes Verhältnis zu Gaming entscheidend

Bildschirmzeit sei allgemein nicht schädlich für die kognitive Entwicklung von Kindern, betonen die Forscher. Die Studie bestätigt auch eine Metaanalyse der Uni Helsinki von Studien aus den vergangenen zehn Jahren, schreibt Heise. Darin seien die finnischen Forscher zu dem Ergebnis gekommen, dass regelmäßiges Videospielen kognitive Vorteile haben könne – für das Gedächtnis, die Konzentrationsfähigkeit und die Fähigkeit, zwischen Aufgaben zu wechseln.

Die Forschungsergebnisse sind aber kein Freifahrtschein für exzessives Gaming: Welche Auswirkungen viel Bildschirmzeit auf andere Faktoren, etwa körperliche Betätigung, Schlaf, psychisches Wohlbefinden und schulische Leistungen habe, wurde laut Heise in der US-Studie nicht untersucht. Es wurde nicht zwischen Gaming-Genres unterschieden und die Bildschirmzeit sei von den Kindern oder den Eltern selbst ermittelt worden.

Die Forscher der Uni Helsinki weisen zudem darauf hin, dass der schnelle und exzessive Wechsel zwischen verschiedenen digitalen Medien die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen kann. Und die Psychologin Mona Mosiala betont laut Heise gegenüber dem Wall Street Journal, dass ein „gesundes Verhältnis“ zu Computerspielen entscheidend sei.

In der Corona-Pandemie haben krankhaftes Gaming-Verhalten und Social-Media-Sucht besonders bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Das ergab eine DAK-Studie, die im November 2021 veröffentlicht wurde. Demnach zeigten vier Prozent der 10-17-Jährigen in Deutschland ein sogenanntes „pathologisches Nutzungsverhalten“. Mediensucht habe etwa zur Folge, dass andere Dinge vernachlässigt würden, etwa körperliche Aktivitäten, Zeit mit Familie und Freunden, Schule oder ein gesunder Tag-Nacht-Rhythmus.

In der aktuellen Folge unseres DiFü-Podcasts „D wie Digital“ beschäftigen wir uns mit dem Thema Digitale Selbstverteidigung und sprechen mit Stefanie Rack von klicksafe.de unter anderem darüber, wie eine altersgerechte Mediennutzung für Kinder aussehen kann: