Im Dezember 1990 erblickte beim CERN, bei der Europäischen Organisation für Kernforschung, das WorldWideWeb das digitale Licht der Welt. Drei Jahre später erfand der Informatiker Marc Andreessen am National Center for Supercomputing Applications (NCSA), an der University of Illinois, den Web-Browser Mosaic. Dieser war der erste populäre Web-Browser, der in Windows-PCs zum Einsatz kam. Es folgte 1994 der Netscape Navigator, 1995 der Internet Explorer. Heute haben Nutzer:innen die Wahl aus einer Vielzahl an Web-Browsern.

Je nach persönlicher Präferenz gibt es bestimmte Angebote, die in den Bereichen Performance, Sicherheit oder Funktionalität heute besonders hervorstechen. Neben Platzhirschen wie Apple Safari, Google Chrome, Mozilla Firefox und Microsoft Edge gibt es auch viele unbekanntere Browser, die durch besondere Features auffallen.

Statistik: Marktanteile der führenden Browserfamilien an der Internetnutzung weltweit von Januar 2009 bis März 2022 | Statista
Quelle: Statista

Browser-Vergleich 2022: Chrome, Safari, Firefox oder Edge?

Wir nehmen in unserem Browser-Vergleich 2022 die populärsten und interessantesten Multiplattform-Browser unter die Lupe, die unabhängig vom Betriebssystem funktionieren.

Chrome (Google)

Logo von Google ChromeEntwickler: Google
Erscheinungsjahr: 2008
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Seit 2012 ist Google Chrome der weltweit beliebteste Browser. Aktuell liegt er mit 67 Prozent Marktanteil deutlich vor der Konkurrenz und untermauert damit die Marktmacht von Google im Technologie-Bereich.

 

Google entwickelt Chrome fortlaufend weiter, über 100 Versionen hat der Internetkonzern seither veröffentlicht. Updates gibt es häufig, auch um Sicherheitslücken zu schließen.

 

Performance

Rein technisch überzeugt der Browser und erzielt in diversen Benchmark-Tests hohe Werte, das gilt vor allem für die JavaScript-Verarbeitung. Größtes Manko allerdings: Chrome beansprucht viel Arbeitsspeicher (Random Access Memory, kurz: RAM) des Rechners. Das macht Chrome zwar stabil, parallele Anwendungen können jedoch ausgebremst werden.

 

Interessant: Chrome setzt technologisch auf das Open-Source-Projekt Chromium. Bei Chromium handelt es sich um eine Open-Source-Version von Chrome. Open Source heißt, dass der Quellcode frei verfügbar ist. Mittlerweile fußen auch viele weitere Browser, darunter Microsoft Edge, Opera, Vivaldi und Brave, auf dieser Technologie.

 

Sicherheit

Chrome erfüllt die Mindeststandards des BSI für Web-Browser. Er enthält auch grundsätzliche Privatsphäre-Einstellungen gegenüber Dritten, wie etwa Pop-Up-Blocker und Anti-Tracking-Funktionen.

 

Allerdings mangelt es bei Chrome, etwa auch im Vergleich zu Firefox, an umfassenden und verständlichen Datenschutz-Einstellungen. Browser-Aktionen selbst werden von Google erfasst, können mit Daten aus anderen Google-Diensten zusammengeführt werden und werden gegebenenfalls zu Werbezwecken eingesetzt.

 

Funktionalität

Für Google Chrome gibt es zahlreiche Add-ons, mit denen man das Surferlebnis erweitern kann. Über den „Chrome Web Store“ können Nutzer:innen das Programm mit Plug-ins personalisieren.

Safari (Apple)

LogoEntwickler: Apple
Erscheinungsjahr: 2003
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Safari ist der Standardbrowser für eine Vielzahl von Apple-Geräten wie zum Beispiel dem iPhone, dem iPad oder dem iMac.

 

Das Surf-Programm landet aber insgesamt mit einem Marktanteil von 9,6 Prozent weit hinter dem Platzhirsch Chrome.

 

Performance

Auch in Sachen Geschwindigkeit musste Apples Browser jüngst eine Niederlage gegen Google hinnehmen. Lange Zeit galt Safari als schnellster Browser auf dem Markt – im März 2022 konnte Chrome allerdings laut Chromium-Blog vorbeiziehen. Dennoch zeichnen Safari nach wie vor kurze Ladezeiten von Websites und Seiteninhalten aus.

 

Sicherheit

Apple hat in der Vergangenheit zunehmend einen Schwerpunkt auf das Thema Datenschutz gelegt, was sich auch bei Safari bemerkbar macht. Ein Anti-Tracking-Feature verhindert, dass Nutzer:innen von Werbeanzeigen verfolgt werden, wenn sie auf unterschiedlichen Seiten surfen.

 

Außerdem unterstützt Safari beim Passwort-Management über den sogenannten „Schlüsselbund“, dem Passwortmanager für alle Apple-Geräte, und liefert Vorschläge für starke Kennwörter. Über iCloud können die Passwörter dann auch mit unterschiedlichen Apple-Geräten synchronisiert werden, was das Passwort-Merken überflüssig macht.

 

Funktionalität

Safari lohnt sich vor allem für Nutzer:innen, die mehrere Apple-Geräte besitzen, denn mit der Funktion „Handoff“ können Surf-Sessions auf einem Gerät über ein anderes weitergeführt werden. Ein Manko dagegen ist die eingeschränkte Auswahl an Browser-Erweiterungen.

Firefox (Mozilla)

Entwickler: Mozilla
Erscheinungsjahr: 2002
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Hinter Firefox als Teil des Mozilla-Projekts steht die Mozilla Foundation; eine gemeinnützige Organisation, die nach eigener Aussage „das Internet zu einem besseren Ort für uns alle machen“ möchte.

 

Ein weiteres bekanntes Programm aus dem Projekt ist beispielsweise der E-Mail-Client Thunderbird.

 

Pikanterweise wurde das Mozilla-Projekt ursprünglich von Netscape ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um das Unternehmen, das im „Browser-Wettkampf“ gegenüber Microsoft die größten Verluste bis hin zur Aufgabe hinnehmen musste.

 

Performance

Firefox zieht in puncto Schnelligkeit den kürzeren hinter Google Chrome. Allerdings profitieren Nutzer:innen nichtsdestotrotz von einem zügigen Surferlebnis.

 

Sicherheit

Wie Chrome erfüllt Firefox die Mindeststandards des BSI für Web-Browser. Bekannt ist Firefox vor allem durch seinen Schutz vor Aktivitätenverfolgung. Der Browser wartet aber auch mit einer ganzen Riege an weiteren Sicherheitsfunktionen auf, unter anderem gegen Malware und Phishing. Zudem blockiert Firefox Seiten, die mit Schadsoftware befallen sind.

 

In Sachen Privatsphäre erhalten Nutzer:innen teilweise deutlich mehr Handlungsmöglichkeiten als bei anderen Browsern. Dass Mozilla etwas am Thema Datenschutz gelegen ist, zeigt sich auch an der nutzer:innenfreundlichen Aufbereitung der Datenschutzbestimmungen.

 

Funktionalität

Durch den gemeinnützigen Gedanken ist der Browser seit jeher bei Open-Source-Entwickler:innen beliebt, weshalb Nutzer:innen hier vergleichsweise viele verschiedene Add-ons, Plugins und Themes zur Individualisierung und Anpassung des Programms zur Auswahl haben.

Edge (Microsoft)

Microsoft Edge logoEntwickler: Microsoft
Erscheinungsjahr: 2015
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Seit 2015 ist Edge der Standardbrowser für Windows-Systeme und hat damit den Internet Explorer abgelöst.

 

Von den Marktanteilen her liegt Microsofts Angebot mit weltweit etwa neun Prozent ungefähr auf gleicher Stufe wie Apples Safari und Mozillas Firefox.

 

Performance

Edge basiert auf Chromium und gilt gemeinsam mit Chrome als aktuell schnellster Browser, zieht man gängige Messverfahren wie Basemark Web 3.0 oder JetStream 2 zurate. Verbessert hat sich im Vergleich zur Vorgänger-Variante Edge Legacy außerdem die Nutzer:innenfreundlichkeit der Bedienoberfläche.

 

Sicherheit

Kritisiert wird, dass Edge bei einem Windows Update ohne Auswahlmöglichkeit mitinstalliert wird und in der Folge sogar Nutzungsdaten anderer Browser kopiert. Zudem ist Edge als Standardbrowser des Betriebssystems Windows 10 und 11 installiert. Die freie Wahl eines alternativen Browsers war bis vor kurzem für Nutzer:innen noch recht umständlich. Ähnlich ist Microsoft bereits Ende der 90er Jahre im sogenannten „Browserkrieg“ mit dem Internet Explorer vorgegangen, was zu zahlreichen Klagen von Mitbewerbern führte.

 

Funktionalität

Microsoft Edge baut wie Google Chrome auf der Code-Basis von Chromium auf. Zu den charakteristischen Funktionen des Programms zählen beispielsweise ein Lesemodus, der unnötige Seitenelemente ausblendet, sowie die Möglichkeit, Websites mit Notizen zu versehen, die dann mit Kontakten geteilt werden können.

 

Zu den großen Vorteilen des Webbrowsers zählt zudem, dass er nahtlos in sämtliche Microsoft-Produkte integriert werden kann – vor allem in Microsoft Office 365. Über die Startseite des Browsers können Nutzer:innen auf Microsoft Search und damit auf alle Applikationen und Dokumente zugreifen.

Internet Explorer (Microsoft)

File:Internet Explorer 10+11 logo.svgEntwickler: Microsoft
Erscheinungsjahr: 1995
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Der Internet Explorer ist der Vorgänger von Microsoft Edge und hat in den letzten Jahren immer mehr an Popularität eingebüßt. 2009 noch unangefochtener Marktführer, ist der „IE“ mittlerweile zu einem Auslaufmodell geworden – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Der Stichtag 15.06.2022 bedeutet laut Microsoft tatsächlich das Support-Ende für den Microsoft Internet Explorer 11 – zumindest auf Windows 10. Nutzer:innen können das Programm mit der Windows 10 Client-Version in der Folge nicht mehr nutzen. Stattdessen werden sie automatisch zu Nachfolger Edge verwiesen.

Weitere Browser-Alternativen für besondere Anforderungen

Neben den populären Browser tuen sich in den letzten Jahren auch immer mehr alternative Programme hervor, die den großen Konkurrenten besonders in ausgewählten Spezialgebieten durchaus das Wasser reichen können. Wir stellen in der Folge einige der spannendsten alternativen Browser vor, die übrigens auch allesamt Chromium-Code nutzen.

Opera (Opera Software)

Opera LogoEntwickler: Opera Software
Erscheinungsjahr: 1994
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Opera wirbt selbst damit, besonders schlank zu sein, der Arbeitsspeicher wird kaum belastet. Offensichtlich sehen sich die Entwickler:innen in erster Linie als Konkurrenz zu Chrome und Firefox.

 

Zumindest werden auf der Opera-Seite die Unterschiede zu diesen beiden Anbietern hervorgehoben.

 

Integriert sind beispielsweise eine digitale Briefbörse für Kryptowährungen (Krypto-Wallet) und ein eigener Messenger. Alleinstellungsmerkmal ist indes die Möglichkeit, kostenlos und unbegrenzt auf ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) zuzugreifen. Eine solche geschützte Netzwerkverbindung chiffriert den Datenverkehr im Internet und verschleiert so die eigene Online-Identität.

 

Abgerundet wird das Angebot durch viele kleinere nützliche Funktionen, wie die Suche in Tabs oder visuelle Lesezeichen. Letztere erlauben es, Lesezeichen mit benutzerdefinierbaren Miniaturbildern zu versehen.

Vivaldi (Vivaldi Technologies)

Logo von VivaldiEntwickler: Vivaldi Technologies
Erscheinungsjahr: 2015
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Seit 2015 ist der Browser Vivaldi des Unternehmens Vivaldi Technologies offiziell verfügbar.

 

Gegründet wurde es von Jon Stephenson von Tetzchner, der selbst langjährig für Opera tätig war und nach Ende seiner Tätigkeit dort kurzerhand die Konzeption eines neuen Browsers vorantrieb.

 

Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Mitbewerbern liegt im Design: Nutzer:innen können die meisten Elemente farblich und vom Layout her anpassen. Zweistufige Tabgruppen sorgen bei vielen gleichzeitig geöffneten Seiten für mehr Übersicht. Vivaldi verfügt über einen eingebauten E-Mail-Client und ebenfalls einen Werbe- und Tracking-Blocker.

Brave (Brave Software)

Brave Browser icon PNG and SVG Vector Free DownloadEntwickler: Brave Software Inc.
Erscheinungsjahr: 2016
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Ein weiterer Browser, der die Privatsphäre der Nutzer:innen sehr ernst nimmt, ist Brave. Zu den Kernfunktionen gehört der automatische Tracking-Schutz.

 

Die Technik dahinter namens „Brave Shields“ blockiert obendrein noch Werbung.

 

Hier liegt auch einer der wenigen Kritikpunkte an Brave: Da sich viele Webangebote über Werbung finanzieren, Tracking- und Werbeblocker jedoch nicht getrennt genutzt werden können, gehen den Betreiber:innen wichtige Einnahmen verloren.

Was ist „Tor“?

Tor steht für “the onion router” (der Zwiebel-Router), was die Verschlüsselung der Verbindung durch die verschiedenen Schichten verdeutlichen soll.  Mit einem Tor-Browser können Nutzer:innen anonym im Internet surfen. Allerdings gelten Tor-Browser unter Kriminellen auch als Eintrittpforten für das Darknet.

Als Standardsuchmaschine ist DuckDuckGo eingestellt. Die größte Besonderheit stellt aber wohl die eingebaute Tor-Unterstützung dar.

 

Anders als im herkömmlichen Privatmodus anderer Browser, der lediglich die Surfaktivitäten vor anderen Personen am selben Gerät verbirgt, wird man hier wirklich anonym.

 

Dazu muss man lediglich in einem neuen Tab das Tor-Netzwerk auswählen.

DuckDuckGo

Entwickler: Duck Duck Go Inc.
Erscheinungsjahr: 2008
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Vom selben Entwicklerteam, das die auf Privatsphäre bedachte gleichnamige Suchmaschine herausbrachte, stammt dieser Browser.

 

Wenig überraschend liegt daher der Fokus ebenfalls auf dem Schutz von Nutzer:innen-Daten, was sich beispielsweise am eingebauten Werbe- und Tracking-Blocker zeigt.

 

Allerdings war der Browser zuletzt in die Kritik geraten. Der Sicherheitsexperte Zack Edwards hatte herausgefunden und in einem Twitter-Thread dokumentiert, dass bestimmte Tracker, nämlich von Microsoft, doch zugelassen werden. DuckDuckGo gelobte daraufhin Besserung.

Über ein Dashboard können Nutzer:innen sich anzeigen lassen, wie viele Werbungsformate und Tracker genau unterdrückt wurden. DuckDuckGo nutzt einen Großteil des Chromium-Codes und hat daher auch optisch große Ähnlichkeiten. Das Interface ist dafür eher minimalistisch gehalten. Dem Privatsphäre-Gedanken folgend, ist hier das Anlegen eines Nutzer:innen-Kontos für den Browser nicht möglich.  

Augen auf bei der Browser-Wahl

Es ist als Nutzer:in durchaus angebracht, bei der Browser-Wahl etwas genauer hinzuschauen und die unterschiedlichen Dienste miteinander zu vergleichen. Denn aus dem Marktanteil allein lassen sich nicht pauschale Aussagen zur Qualität des Surferlebnissen treffen – zumal es schließlich auch auf die Aspekte ankommt, die man in den Blick nimmt.

Unser Browser-Vergleich 2022 zeigt: In Sachen Performance und Funktionalität sind die meisten Browser grundsätzlich recht ähnlich aufgestellt, Unterschiede zeigen sich oftmals in den Details. Beim Thema Datenschutz und Privatsphäre sieht die Lage schon anders aus. Gerade Anwendungen, die weniger bekannt sind, haben hinsichtlich der Sicherheit ihre Stärke.

Mit dem DsiN-Digitalführerschein (DiFü) alles über Browser erfahren und wie man sie möglichst sicher nutzt.